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  • AutorenbildAnna Solveig Schneeberger

Mit heissem Wasser kann Unkraut giftlos vernichtet werden

Beat Wyss aus Oberramsern und sein Kollege Hanspeter Beuler spezialisieren sich auf Methoden zur Unkrautbekämpfung, die ohne Gift auskommen. Die beiden sind für die Neugründer-Challenge nominiert.

Seit bald 20 Jahren ist der Einsatz von Glyphosat auf Plätzen, Strassen oder Wegen in der Schweiz verboten. Trotzdem ist das Produkt immer noch im Handel und wird auch angewendet. Dabei gibt es durchaus Alternativen. Unerwünschte Pflanzen können beispielsweise mit 100 Grad heissem Wasser vernichtet werden. Das schont die Umwelt.

Die Weedcontrol GmbH ist spezialisiert auf die giftfreie Bekämpfung von Unkraut und Neophyten. Die Firma wurde im Januar 2018 von Beat Wyss (Oberramsern) und Hanspeter Bleuler (Schleitheim, SH) gegründet und ist eines von vier Jungunternehmen, das an der Neugründer-Challenge am kommenden Donnerstag (21. März) in Solothurn um die Gunst der Fachjury und des Publikums kämpft.

Wyss und Bleuler sind ein eingespieltes Team. Seit vielen Jahren betreiben sie gemeinsam ein Lohnunternehmen. Sie helfen auf Landwirtschaftsbetrieben beim Säen, Mulchen, bei der Bodenbearbeitung, beim Düngen, bei Ladearbeiten und vermieten auch Maschinen. Daneben handeln sie mit Saatgut und Dünger.


Immer am Tüfteln


Beat Wyss hat mit 22 Jahren seinen Vater verloren und übernahm schon bald danach den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb. «Damals hatten wir noch eine Rindermast», meint er. Schon bald aber entwickelte sich der Betrieb weg von der Tierhaltung. Hanspeter Bleuler meldete sich 1997 bei Wyss auf ein Stelleninserat und wollte eigentlich nur einen Sommer lang bleiben. Er kam aber immer wieder zurück.



Zwischendurch hat er in Kanada und Neuseeland gearbeitet und später dann einen eigenen Betrieb im Kanton Schaffhausen übernommen. «Wir haben von Anfang an immer versucht, möglichst umweltschonend zu produzieren», blickt Wyss zurück. Entsprachen die erhältlichen Landwirtschafts-Maschinen nicht den Anforderungen der beiden, dann haben sie sie nach ihren Wünschen modifiziert. «Wir haben heute so viel Erfahrung, dass wir schnell merken, ob eine neue Methode oder ein neues Gerät funktioniert.» Was auf einem Boden in Kanada wirke, sei auf einem Boden in der Schweiz nicht unbedingt das Richtige. «Wir haben das Glück, dass wir in unserem Umfeld kreative Köpfe haben, die uns mit ihrem technischen Wissen helfen, wenn wir wieder irgendwelche Ideen haben.»


Eine dieser Ideen führte zur Gründung der neuen Firma. Vor rund zwei Jahren versuchte man im Kanton Solothurn das Erdmandelgras an zwei Standorten mit Dampf zu behandlen und die Verbreitung des Unkrautes so zu stoppen. Wyss war einer der Landwirte, die dabei mitgearbeitet haben. «Mich hat das Resultat aber nicht überzeugt.» Als er mit einer älteren Dame über den Versuch sprach meinte die nur: «Früher haben wir Wasser gekocht und das über das Unkraut gegossen.» Wyss stutze, probierte es selbst im Garten aus und sah den Erfolg.

Das Ausbringen von heissem Wasser mit einer Spritzkanne zeigt zwar durchaus Wirkung, es ist aber nicht allzu effizient. Wyss und Bleuler entdeckten schnell Heatweed Technologies. Eine Firma die Maschinen produziert, mit denen Unkraut durch Einsatz von heissem Wasser bekämpft werden kann. Im vergangenen Jahr hat die Weedcontrol GmbH bereits verschiedenste Aufträge bekommen. «Zu unseren Kunden gehören unter anderem der Kanton Solothurn, diverse Gemeinden oder die SBB.»

Das Wasser wurde beispielsweise zur Bekämpfung der Neophyten entlang der Aare eingesetzt. Dank verschiedener Aufsätze können auch Mauern von Moos befreit werden, Verbundsteinplätze gereinigt oder Unkraut an Wegrändern oder Trottoirränder abgespritzt werden. Die Geräte können übrigens auch gemietet werden.



Ganz glücklich waren Wyss und Bleuler aber noch nicht. An einer Messe in Deutschland haben sie dann die finnische Firma gefunden, die den Eco Weedkiller herstellt. «Die Maschine funktioniert ohne störungsanfällige Sensoren und komplizierte Steuerprogramme. Nach einer kurzen Einführung kann jedermann problemlos mit der Maschine arbeiten. Spezielle Schutzmassnahmen sind nicht nötig.»

Die Maschine sei von Praktikern für Praktiker gebaut worden. Kurzerhand haben sie nicht nur einen Eco Weedkiller für sich bestellt, sondern sich auch noch gleich als Importeur für die Schweiz beworben. Seit knapp einem Monat steht der Eco Weedkiller nun in Oberramsern und wartet auf den ersten Einsatz. Noch ist es, was die Jahreszeit angeht, etwas zu früh, um gegen Unkraut vorzugehen.

«Viele Pflanzen können sich von Natur aus vor heisser Luft und Feuer schützen. Sehr heisses Wasser stellt für Pflanzen jedoch keine natürliche Bedrohung dar und darum haben sie keinen natürlichen Schutzmechanismus entwickelt. Weil heisses Wasser bis tief in den Pflanzenbestand und das Wurzelwerk dringt, kann Unkraut einfach vernichtet werden», erklären Wyss und Bleuler das Prinzip.

Holzpflanzen wie Sträucher und Bäume würden bei der Anwendung geschont. Wunder seien allerdings auch bei der Anwendung mit heissem Wasser nicht zu erwarten. «Es macht Sinn eine befallene Fläche mehrmals zu behandeln. Der Unkrautdruck wird von Mal zu Mal geringer», erklärt Wyss. Und ein Pluspunkt sei, dass die behandelten Flächen nach der Bearbeitung sofort wieder betreten werden können. «Es bleiben keine giftigen Rückstände zurück», fügt Bleuler an Wyss und Bleuler haben übrigens schon die nächste Idee. «Wir möchten die Maschinen mit Solarzellen ausrüsten, um das Wasser vorzuheizen. So könnten wir Diesel einsparen und noch ökologischer arbeiten.»


Originalartikel in der Solothurner Zeitung:

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